Proof of Concept Grant für Thomas Carell
11 Juli 2024
Der Europäische Research Council hat dem LMU-Chemiker einen Grant für die präklinische Entwicklung eines neuen Medikaments zur Behandlung von Leukämie bei Hochrisikopatienten verliehen.
Professor Thomas Carell, Inhaber des Lehrstuhls für Organische Chemie und Mitglied des Instituts für Chemische Epigenetik – München (ICEM) der LMU, erhält seit 2016 einen lukrativen Advanced Grant des European Research Council (ERC). Nun hat der Chemiker einen Proof of Concept Grant erhalten, um diese Forschung weiter auszubauen. Mit diesem Programm unterstützt der ERC Forscher dabei, ihre Forschungsergebnisse in die Praxis umzusetzen.
Thomas Carell untersucht, warum und wie der Körper Nukleinsäuren wie DNA und RNA chemisch modifiziert. Eine dieser Modifikationen ist das Nukleosid 5-Methylcytidin, das durch Anhängen einer Methylgruppe an das kanonische Nukleosid Cytidin durch Enzyme gebildet wird, die als Methyltransferasen bekannt sind. Die Methylierung ist wichtig für die Regulierung der Genaktivität, kann aber auch an der Entstehung von Krebs beteiligt sein. Sogenannte Hypomethylierungsmittel hemmen spezifisch Methyltransferasen und werden regelmäßig zur Behandlung von Erkrankungen des blutbildenden Systems wie AML (akute myeloische Leukämie) und MDS (myelodysplastisches Syndrom) bei älteren Patienten mit schlechtem Allgemeinzustand eingesetzt.
Ein vielversprechender Kandidat
Die Behandlungsmöglichkeiten sind jedoch derzeit durch die Instabilität dieser Wirkstoffe eingeschränkt. Trotz der Erforschung alternativer therapeutischer Ansätze bleibt der Bedarf an einer milden Behandlungsoption mit hohen Erfolgsraten in dieser Patientengruppe bestehen. Hier kommt Thomas Carell ins Spiel, dem es gelungen ist, mit dem Wirkstoff Carbacitabin (CAB) einen stabileren Wirkstoff zu entwickeln, der in AML-Mausmodellen im Vergleich zu bisherigen Therapeutika eine bessere Wirksamkeit und geringere Toxizität zeigte. Dies macht CAB zu einem vielversprechenden Kandidaten für die Behandlung von Leukämie bei Hochrisikopatienten.
In seinem neuen Projekt leuCAB (Preclinical development of new nucleoside-based drug against leukemia) will Carell nun wesentliche präklinische Schritte unternehmen, um das Potenzial von CAB vollständig auszuschöpfen. Dazu gehören die weitere Optimierung der Struktur des Wirkstoffs und gründliche präklinische Studien zur Bewertung der Sicherheit und Wirksamkeit von CAB. Außerdem soll die Synthese von CAB aufgestockt werden, um den Bedarf an präklinischen und anschließenden klinischen Studien zu decken. Für die Durchführung der klinischen Studien plant Carell die Gründung eines Spin-off-Unternehmens und wird zu diesem Zweck mit den wichtigsten Interessengruppen zusammenarbeiten. „Dieser umfassende Ansatz wird die effektive Umsetzung von CAB von der Forschung in die Praxis sicherstellen und Patienten neue Hoffnung geben, insbesondere jenen, die mit AML und MDS zu kämpfen haben“, so Carell.